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Hauptseite » 2012 » Februar » 23 » Verloren mit 10 Millionen
10:14 PM
Verloren mit 10 Millionen
So, das ist also der dritte Tag nach meinem Absturz. 

Mittlerweile bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mich irgendwo in Nigeria befinden müsste. Vermutlich hatte der Jet, als er brennend zu Boden gegangen war, noch nicht die Grenze überquert. Zu kurz hat der Flug dafür gedauert. Und ich habe fünf Millionen verloren. Fünf Millionen hab`ich für den Jet bezahlt, und doch hat er nicht länger als zwei Jahre gehalten. Der Pilot war nicht mehr zu retten. Ich hatte wahnsinniges Glück, dass ich am hinteren Ende des Learjets platzgenommen hatte. Der vordere Teil war nach der Landung völlig ausgebrannt. Ich habe alles Wichtige mitgenommen, die Wasserflaschen aus dem Boardkühlschrank und die Koffer mit Geld. Dann habe ich mich einfach an der Sonne orientiert und versucht, mich nach Süden zu bewegen. 
Jetzt stehe ich also hier, mitten in der Savanne, ohne Wasser und mit zehn Millionen Dollar. 
Die Landschaft ist, obwohl sie eher karg und trocken wirkt, voll von Menschen. Sie zeigen jedoch kein Interesse an mir, Autos gibt es keine, nur armselige Eselfuhrwerke. 
Da ich bereits argen Durst und Hunger verspüre, gehe ich auf einen marktplatzähnlichen Dorfplatz zu. Verkauft wird alles, Essen, Geschirr, Gewand, ja, sogar Wasser. "Ich bin gerettet!", denke ich und gehe auf einen der Stände mit wassergefüllten Tonkrügen zu. 
Sprechen ist sowieso sinnlos, also deute ich einfach auf das, was ich will. Doch die Verkäuferin schüttelt den Kopf. Ich hole ein paar Dollars aus dem Geldkoffer, doch erhalte erneut nur ein Kopfschütteln als Antwort. 
"Das kann doch nicht so teuer sein!", denke ich und erhöhe auf einen Packen Geld. Jetzt müsste sie mir eigentlich ihren ganzen Stand verkaufen, denn so viel Geld verdient die Verkäuferin vermutlich in einem Jahr nicht. Ich erhalte aber wieder nur ein Kopfschütteln als Antwort. Verzweifelt stelle ich schließlich fest, dass auf dem Markt nirgendwo Geld zu sehen ist. "Ein Tauschmarkt!", schießt es mir durch den Kopf. Ich stehe mit zehn Millionen Dollar auf einem Tauschmarkt und habe nichts zu tauschen - außer vielleicht einem Paar Schuhe und einem zerissenen Hemd, das vermutlich nicht einmal den niedrigen Ansprüchen eines Afrikaners dieser Gegend genügt. 
Verzweifelt versuche ich, bei verschiedenen Ständen etwas zu kaufen, doch erhalte immer nur die gleiche Reaktion: Kopfschütteln. 
Zum Schluss biete ich sogar einen Koffer Geld, das heißt: fünf Millionen Dollar. Doch es hilft nichts. Man kann hier nichts kaufen, nur tauschen. 

Nie hätte ich gedacht, einmal in eine solche Situation zu gelangen. Ich war immer der Meinung, mit genügend Geld alles kaufen zu können, doch da habe ich mich scheinbar fatal getäuscht...

                                                                                                          Kurzgeschichte von Stefan Haider, 6R
Kategorie: Texte von & für euch | Aufrufe: 400 | Hinzugefügt von: Basti111222 | Rating: 0.0/0
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